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PATHFINDER

Laura Leppert zeigt in der Goldberg Galerie zwei installative Arbeiten;  davon wird eine zum ersten Mal in München gezeigt.
Mehrere widerstreitende Bedürfnisse schichten sich in unerkennbarer Reihenfolge und formen raumgreifende Fragmente von Gegenständen, die an modulare Einbauküchen und industrielle Möbelmassenware erinnern. Aussparungen, die nichtanwesende Funktionsgefüge evozieren, Spuren einer dagewesenen Handhabung und zugewiesenes Label vermischen sich zu einem Dickicht der Aussagen, in dem unklar wird, welche Zuweisung an den unvollständigen Körpern die dominante ist.
 Jeder dieser Körper ist Träger von einerseits Hinweisen, die auf eine vorherige Nutzung schließen lassen, andererseits Display für reduzierte fremdartige Etiketten, die, wie verfehlte Bedienungsanleitungen, alternative Zusammenstellungsformen nach außen tragen und durchspielen.
Die digitalen Zeichnungen strahlen durch ihre sachliche Strenge eine Autorität aus, die sowohl für Prototypen in Patentzeichnungen als auch für technische Konstruktionsanleitungen gilt, wodurch sie  über ihr Display und mit ihm reden können.
Beide Arbeiten bedienen sich verdrehter Funktionen auf mehreren Ebenen; reduzierte Möbelfragmente, fremdartige Etiketten, die ihrem Träger eine Handhabung oder Bedienungsweise vorzuschlagen scheinen – uneingelöste Versprechen, die der Gegenstand seinem Nutzer macht, werden ebenfalls zum Ausgangspunkt für die fragile Bodenarbeit „stand beside the system (runners and risers)“. Was ansonsten zum pragmatischen Bauen und Konstruieren genutzt wird, erscheint hier in einer manipulierten Variante, die diese Zweckmäßigkeit untergräbt.  Verformte Eisenwaren, Fragmente von Seilen und Schnüren, unangeschlossene Kabel erzeugen einen multidimensionalen Text, der von allen Seiten gelesen werden kann. Alle seine Elemente sind Verbindungen, allerdings bleiben ihre Fixpunkte, ihr Anschluss oder Verbraucher unbekannt – daher ist jedes Element stets Mittelstück, Cutout und Insert zugleich, anfangs- und endlos, in alle Richtungen.
Pathfinder ist der, der Ziele definiert, ist der, der Bedürfnis und Erfüllung auf kürzestem Wege zueinander bringt, könnte der sein, der Wege (auch Abtropfgitter bis Müllschlucker)  im Raum zu minimieren versucht, Treffsicherheit zu steigern versucht, ab und zu über komplexe Probleme hinwegwalzt, sich aber ab und zu zur minutiösen Felddurchkämmung abstellt, ist der, der Muster und Schablonen entwirft und trotzdem eine Tür als Tisch benutzt. Pathfinder wäre jemand, der aus unbekannten Gründen ein irrelevantes Ziel ansteuert, und dessen Wunsch sich als staubige Linie in den städtischen Rasen frisst, obwohl er argumentieren würde, nicht die Gründe sein zu wollen, aus denen Sohlen von Menschen Dellen in steinerne Stufen treten, sondern viel lieber die Delle selbst.
Laura Leppert wurde 1993 bei Hamburg geboren und studiert zur Zeit an der Akademie der Bildenden Künste München bei Olaf Nicolai.

17. - 19. November 2017
LAURA LEPPERT

Die Vernissage findet am Freitag, den 17. November, ab 18 Uhr in der Goldberg Galerie, Müllerstr. 46 in München, statt.

Ausstellung: 18. und 19. November, jeweils von 13 bis 19 Uhr

Eine Führung durch die Ausstellung wird jeweils Samstag und Sonntag um 15 Uhr gegeben.